Aphasie

Eine Demenz hat Auswirkungen auf Sprachverständnis, Sprechen, Lesen und Schreiben. Es gibt Möglichkeiten, die Kommunikation länger zu erhalten. 

Das Wort «Aphasie» kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet «Sprachlosigkeit». Im medizinischen Sinn wird damit eine erworbene Störung der Sprache durch eine Hirnverletzung beschrieben. Mehrheitlich ist die linke Gehirnhälfte betroffen. Aphasien können zum Beispiel nach Schädel-Hirn-Traumata auftreten, nach einer Hirnblutung oder nach einem Schlagfall. Auch beim Verlust von Hirnsubstanz können Sprachverständnis und Sprechen gestört sein. Damit ist die Aphasie – neben anderen neuropsychiatrischen Problemen wie Apraxie, Agnosie, Agraphie und Alexie – ein typisches Symptom einer fortgeschrittenen Demenz-Erkrankung.

Aphasien sind ausserdem Leitsymptome von zwei Unterformen der Frontotemporalen Demenz, jener Form der Demenz, die durch einen Nervenzellenuntergang in den Stirnlappen (Frontallappen) und den Schläfenlappen (Temporallappen) des Gehirns verursacht wird. Diese Untergruppen werden auch als «Sprachdemenzen» bezeichnet, weil sie sich primär in Störungen der gesprochenen und geschriebenen Sprache und im Sprachverständnis äussern. Unterschieden werden hier vorrangig die «semantische Demenz» und «progrediente nicht flüssige Aphasie».

  • Semantische Demenz: Das auffälligste Merkmal ist der Verlust des Wissens um die Bedeutung von Wörtern, später auch von an sich vertrauten Gesichtern. Der sprachliche Ausdruck ist bei vermindertem Wortschatz flüssig und grammatikalisch korrekt. Im Verlauf stellen sich jedoch bei den meisten Patienten mit semantischer Demenz Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens ein. 
  • Progrediente (progressive) nicht flüssige Aphasie: Betroffene haben ausgeprägte Wortfindungsstörungen, sprechen mit grosser Anstrengung, oft mit grammatikalischen Fehlern oder Fehlern bei der Aussprache. Gedächtnis, Denkvermögen, Orientierung und Funktionsfähigkeit im Alltag bleiben lange erhalten. 

Behandelt werden Aphasien mit Hilfe von Sprachtherapie und Logopädie. Ziel ist dabei, die Teilhabe am kommunikativen Leben für die Betroffenen möglichst lange zu erhalten. Je nach Krankheitsstadium entwickeln Sprachtherapeuten individuell angepasste Übungen zur Wortfindung (mündliche Sprache), zur Lese- und Schreibkompetenz (Schriftsprache) oder Techniken der nonverbalen Kommunikation bei Wortfindungsstörungen (Kommunikation). In einem späten Stadium, wenn auch das Schlucken schwerfällt, kommen Hilfen etwa zur Essenserleichterung hinzu.

Nachfolgend ein paar Tipps, wie du mit Menschen mit Demenz erfolgreich kommunizieren kannst:

  • Kurze Sätze mit wenigen Worten sind leichter verständlich als lange Sätze und komplexe Sprache.
  • Fragen sollten nicht zu sehr ins Detail gehen, das verunsichert. Vor allem die Warum-Frage erzeugt leicht Widerstand, weil das Gegenüber sich dadurch angegriffen fühlen könnte.
  • Handlungen in der Ich-Form kommunizieren, zum Beispiel: «Ich bringe dir jetzt dein Mittagessen.» 
  • Verneinungen verwirren. Sie positiv umformulieren, macht Kommunikation leichter. Beispiel: »Heute regnet es. Wir bleiben deshalb zu Hause» ist verständlicher als »Heute regnet es. Deshalb gehen wir heute nicht spazieren.»
  • Wenn Pronomen (er, sie, es) nicht mehr verstanden werden, hilft es, das Subjekt zu wiederholen. Zum Beispiel: «Der Arzt sagt, wir sollen noch warten. Der Arzt hat noch einen anderen Patienten.»
  • Am besten verstanden wird eine ruhige und langsame Sprechweise. Je tiefer die Stimmlage, desto angenehmer. 
  • Auf Spracheigenheiten wie Dialekt eingehen
  • Ein Mensch mit Demenz braucht manchmal länger, um zu antworten. Lassen Sie ihm diese Zeit
  • Wer sein Gegenüber aktivieren will, bleibt am besten im grammatikalischen Aktiv und vermeidet wo möglich das Passiv. «Du kannst jetzt baden, Erich. Die Badewanne ist jetzt voll, das Wasser ist schön warm. Schau, hier ist dein Handtuch. Ich bin da und helfe dir.»
  • Hilfreich sind Wörter mit Signalcharakter, denn sie fördern die Konzentration auf das Hier und Jetzt. Dazu zählen neben dem Eigennamen die Worte «jetzt», «hier», «hin», «in», «auf», «so», «also». 
Kommunikation

Menschen mit Demenz verlieren nach und nach ihre Sprache. Die Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu kommen, bleibt aber bis zum … weiterlesen

> Hier geht’s zum Ratgeber «Gespräche bei Demenz und Alzheimer»

> Maggie Ellis, Arlene Astell, Nonverbale Kommunikation mit demenzkranken Menschen, Hogrefe, 2019

> Fünf Tipps zur Alltagskommunikation bei demenzieller Aphasie finden sich hier

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Sandra Mantz ist Altenpflegerin und Kommunikations-Coach. Sie trainiert Pflegekräfte, mit Patienten und Angehörigen einen sensiblen Dialog auf Augenhöhe zu führen. weiterlesen

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